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Eine Würdigung von Gertraud Sailer

Gertraud Sailer – November 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Wegbegleiter,

heute stehen wir zusammen, um das beeindruckende Lebenswerk einer Frau zu würdigen, deren Leidenschaft, Hingabe und künstlerische Ausdruckskraft uns alle berührt haben: Gertraud Sailer.

Seit ihrer Geburt gehörlos, aufgewachsen in Thüringen bei Gotha, hat Gertraud nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte geprägt, sondern auch die Welt der Kunst auf einzigartige Weise bereichert. Seit 1975 ist sie verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und stolze Großmutter von vier Enkelkindern. Doch es ist nicht nur ihre Rolle als Mutter und Großmutter, die sie auszeichnet, sondern vor allem ihr unermüdlicher künstlerischer Weg, der sie durch viele Höhen und Herausforderungen geführt hat.

Gertraud Sailers künstlerische Reise begann 1997 mit den Gebärdenliedauftritten in einem einzigartigen Projekt, das sie gemeinsam mit zwei gehörlosen Frauen ins Leben rief: „LOT“ – „Laut ohne Ton“. Eine Symbiose aus Tanz und Gebärdenpoesie, die von der emotionalen Kraft der Gebärdensprache lebt und uns zeigt, wie tief und vielschichtig Kommunikation und Ausdruck sein können. Ihre Auftritte bei Vereins-, Verbands- und Privatveranstaltungen waren nicht nur ein Fest der Sinne, sondern auch ein klarer Ausdruck ihrer künstlerischen Vision.

Im Jahr 1998 fand sie ihren Einstieg in das Tanz-Theater-Ensemble „FORTUNA“, unter der Leitung von Alexandra Feil. Diese einzigartige Truppe, die sowohl gehörlose als auch hörende Mitglieder vereinte, bot Gertraud die Möglichkeit, sich in der Welt des Tanzes und Theaters auszudrücken. Besonders beeindruckend war ihre Mitwirkung an Shakespeare-Stücken, in denen sie in der Mischung aus Sprache und Gebärdensprache eine neue Dimension des künstlerischen Ausdrucks schuf. Als Hexe in „Faust“ und als Amme in „Romeo & Julia“ zeigte sie, wie kraftvoll Gebärde und Schauspiel miteinander verschmelzen können.

1999 stand Gertraud dann zum ersten Mal auf der Bühne des Deutschen Gehörlosen-Theaters, berufen von Regisseur Harald Siebler und dem künstlerischen Leiter Thomas Zander. In der Doppelrolle der Maude und Mrs. Chasen in „Harold & Maude“ gab sie ihr Debüt als Schauspielerin und beeindruckte mit ihrer Fähigkeit, zwei völlig unterschiedliche Charaktere lebendig zu machen. Diese Doppelrolle öffnete für sie die Türen zu weiteren künstlerischen Höhen.

Mit ihren Rollen in zahlreichen Theaterstücken – sei es in „George Dandin“, „Elektra“ oder „Moral“ – zeigte Gertraud immer wieder ihr unglaubliches Talent und ihre Wandlungsfähigkeit. Sie verkörperte die unterschiedlichsten Figuren, stets mit einer Leidenschaft und Tiefe, die das Publikum in den Bann zog. Als Klytaimnestra in „Elektra“, als Frau Segelmann in „Beatrix von der hohen Wacht“ oder als Mutter in „Bluthochzeit“ – in jedem dieser Stücke brachte sie ihre eigene, unverwechselbare Note ein und ließ die Zuschauer die Welt der Charaktere auf eine ganz besondere Weise erleben.

Gertraud blieb nie stehen, sie wagte immer wieder Neues. 2012 etwa brillierte sie als Stewardess in „Aniara“ unter der Regie von Juho Saarinen und 2014 zeigte sie ihre Vielseitigkeit in „Alice im Wunderland“, in dem sie gleich mehrere Rollen – darunter den Hutmacher und den Märzhase – verkörperte. Ihre Fähigkeit, in so unterschiedlichen Charakteren zu glänzen, macht sie zu einer wahren Meisterin ihres Handwerks.

Es waren nicht nur ihre schauspielerischen Fähigkeiten, die sie auszeichneten. Auch ihre Arbeiten in „Farm der Tiere“, „Holy World“ und „Hameln“ machten sie zu einer der führenden Figuren im Deutschen Gehörlosen-Theater. Und sie wurde für ihre außergewöhnliche Leistung geehrt, unter anderem mit dem DeGeTh-Gruppenpreis.

Gertraud Sailers Kunst ist weit mehr als bloße Darbietung. Sie ist ein lebendiger Ausdruck von Emotion, von Schmerz, Freude und tiefer Menschlichkeit. Sie hat uns gezeigt, dass Sprache weit über Worte hinausgeht – sie lebt in der Gebärde, im Tanz, im Blick, in der Bewegung. Ihre Kunst öffnet Herzen, baut Brücken und verbindet Menschen auf eine Weise, die keine Worte zu fassen vermögen.

Gertraud, wir danken dir für all das, was du uns gegeben hast. Für deine Leidenschaft, für deine Hingabe und für deine Kunst, die nicht nur gehörlose Menschen, sondern alle, die das Privileg hatten, dich auf der Bühne zu erleben, tief berührt hat. Du hast uns gezeigt, was es heißt, mit allem, was man ist, zu leben und zu lieben. Deine Kunst wird in unseren Herzen weiterleben, und wir sind stolz, dich in unserer Mitte zu wissen.

Danke, Gertraud!

Laufbahn von Gertraud Sailer in PDF-Datei

geschrieben von Fanclub Traudel

 

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