DGT – Deutsche Gehörlosen-Theater
Gespielt von Gertraud Sailer:
DGT – Deutsche Gehörlosen-Theater
Gespielt von Gertraud Sailer:
Bald 75 Jahre DGT – eine fast biblische Zahl
Fast 75 Jahre zogen die gehörlosen Theaterfreunde mit dem Deutschen Gehörlosentheater durch Deutschland. Die bewegte Geschichte begann 1950 mit der Gründung des Deutschen Gehörlosentheaters (DGT) als feste Institution und kulturelle Einrichtung, die sich in einer alljährlichen Theatertournee fortführte.
Das DGT war 1997 auf der Suche nach neuen Darstellerinnen und Darstellen. Traudel bekam die Empfehlung, am Casting teilzunehmen und so wurde sie von dem damaligen Regisseur Harald Siebler und dem künstlerischen Leiter Thomas Zander ins Ensemble berufen.
Traudel war vor diesem Engagement noch nie als Darstellerin oder Schauspielerin tätig gewesen und versuchte ihr Glück mit diesem Sprung ins Unbekannte. Ihr gelang das Debüt in der Doppelrolle „Maude und Mrs. Chasen“ mit Bravour, ihre Bühnenleistung beeindruckte das Publikum.
Damit nicht genug! 2002 wurde das DGT zum eingetragenen Verein (e.V.). Ideell wurde vieles unternommen, um das DGT fortzuführen. Trotzdem kämpfte das DGT mit unsicherer Finanzierung. Aufgrund der damaligen Umstände im DGB kam das DGT über 3 Jahren zum Stillstand.
Traudel konnte nicht länger mitansehen, wie das DGT ins Stocken geriet. Daher bewies sie herausragenden Mut, indem sie der Mitglieder-Runde im Wuppertal überraschend verkündete, sie würde die die Geschäftsleitung übernehmen. Die Anwesenden stimmten diesem Vorschlag zu und so wurde Gertraud Sailer zur Geschäfts- und Projektleitung. Ihr Einstieg ins Vereins- und Projektmanagement begann im 2005/2006. Ihr großes Engagement in dieser Position ermöglichte dem DGT eine Art Comeback (Wiederaufleben).
Von da wuchsen viele Eigeninitiativen, Konzepte und Ideen gediehen. Da ideale Voraussetzungen für die zentrale Theaterarbeit im Gehörlosenzentrum gegeben sind, wurden die Mitglieder der THOW dort zusammengetrommelt. Darunter waren natürlich die eifrige Klassik-Buchleserin Frau Pinillia und darüber hinaus freiwillige bis nebenberufliche Helfer aus der Umgebung. Erste Ideen und Proben liefen an.
Erste Bemühungen, die stillgelegten Fördermitteln vom Kultusministerium der Landesregierung NRW wieder einzuwerben, führten langsam zum Vertrauensgewinn, sodass erste bescheidene Fördergelder in Höhe von €12.000 zusammenkamen.
Ab 2006: Die Dritte Blüte des DGT
Als erste Blüte des DGT kann die Amtszeit von R. Brück/ Feuerbaum von 1950 – 1997 bezeichnet werden. Die Aufführungen erfolgten klassisch in LBG. Dann in der 2. Blüte, unter neuer Führung, wurden bekannte Klassiker in der Sprache mit DGS von hörenden/nicht-gehörlosen Regisseuren inszeniert. In dieser Zeit lag das Kulturmanagements in der Obhut des DGB.
In Zeiten der linguistischen und politischen Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache ab 1995 erstarkte die Gehörlosenbewegung in Deutschland. Im DGT war die Anerkennung der DGS und die Förderung von künstlerischen Darstellungen die wichtigen Botschaften der Zeit.
Im gleichen Zeitraum wurde auch das erste Deutsche Gebärdensprachfestival „degeth-Festival“ ins Leben gerufen. Auch hier zeigten sich neue Entwicklungen.
Im Projektmanagement von 2007 bis 2016 konnten viele lobenswerte Anstrengungen im Fördermittelerwerb verzeichnet werden. Das Theater war in der deutschen Gehörlosenbewegung im positiven Aufbruch, zuvor war der in erster Linie der Gehörlosensport über viele Jahrzehnte in Europa dominant.
Immer mehr Gehörlose mittleren Alters begeisterten sich für gebärdensprachiges Theater. Es zeichnete sich auch ein Zuwachs an Jüngeren Fans des DGT ab, was mit der Verbreitung der DGS als eigenständige Sprache einherging, die zur Identitätsbildung wirkungsvoll beitrugen. Die Inszenierungen in DGS waren für die älteren Theaterstammkunden noch ungewöhnlich, zumal sie durch die Aufführungen der vorherigen Jahrzehnte an die Darstellung mit Lautsprachbegleitenden Gebärden gewöhnt waren.
Die Förderung der Theater stieg alljährlich kontinuierlich an, zuletzt auf knapp € 120.000, die Ticketverkäufe nicht mitberechnet. Die Bilanz zeigte den Erfolg und Verdienst von Traudel in der Projekt- und Finanzentwicklung des DGT.
Mit Fördermitteln von Aktion Mensch konnte seit 2011 das Personal, die Projektleiterin, eine Assistenzkraft und ein Theatergestalter mit Arbeitsverträgen ausgestattet werden.
Der Verein DGT konnte in diesen Zeiträumen durch Ticketverkäufe erfolgreich Einnahmen erwirtschaften und die Vereinsfinanzen enorm verbessern und stabilisieren. Dank der Modernisierung genoss das Projekt DGT eine Wiederbelebung. Bereits 2012 hat Traudel dafür eine innovative Neuausrichtung angebahnt.
Traudel war stehts begeistert über viele Theaterengagements in Europa hinweg vernetzt und verschaffte auch dem DGT den Zugang zu vielfältigen internationalen Fachexperten und Regisseuren. Sie hat im 2012 den weithin bekannten gehörlosen Theater Choreografen als Regisseur engagiert und mit „Aniara“ ein neuartiges Stück auf den Weg gebracht. 2014 hatte sie der jungen tauben Julia einen Regieauftrag fürs Stück „Alice im Wunderland“ angetragen. Die beiden sensationellen Theaterstücke waren ein großer Erfolg.
In der Tat hatte sich das Deutsche Gehörlosen-Theater seit über 10 Jahren als ein Produkt von gut entwickelter kontinuierlicher Kultur-Vielfalt in Deutschland etabliert und erfreute sich großer Beliebtheit.
Leider wird diese Erfolgsgeschichte aus unserer Sicht durch einen bitteren Beigeschmack getrübt. Veränderungen in der Personalführung und Mobbing in dieser Zeit sind den frohen Erinnerungen an diese Zeit nicht zuträglich.
Zusammenfassend beschreibt dieser Rückblick jedoch eine großartige Theater-Zeit. Das unermüdliche Engagement von Traudel für die Schauspielkunst, und ihre großartige Arbeit im Projekt- und Finanz-Management bereicherte das DGT und das gesamte gebärdensprachige Theater in Deutschland mit Aufschwung, Lebendigkeit, Kreativität und unermüdlichem Engagement.
Zum 70. Geburtstag wünschen wir dir, liebe Traudel das Aller Beste, weiterhin Theater-Engagement und gute Gesundheit!
Dein Theater-Fanklub
Christian Schönbeck, München
Sabine Breitenberger, Schwabhausen
Irmi Schönbeck, München
Kilian Knörzer, Berlin
Franz Richter, Ismaning
Erhard Müller, Erfurt
Albert Sailer, Vilsbiburg
Werner Collet, Rülzheim
Maria Sailer, Vilsbiburg
Marina Kraus, Saalfeld
Heike Tischer, Bad Liebenstein
Erika Beyer, Weimar
Susanna Weber, Ebersberg
Jörg Beyer, Weimar
Rolf Nehrke; München
Johann Weingart, Hamburg
Herbert Nagel, München
Antje Hebst, Rostock
Christo Sailer, Berlin
Melanie Schroeer, Erlangen
Saby Schroeer, Erlangen
Käthi & Jean-Pierre George, Bremen
Roland Bühringer, Halle
Monika Seipke, Hamm
Hans-Jürgen Seipke, Hamm
Nadine Höchtl, München
Nico Brettschneider, München
Juro Saarinnen, München
Doris Scherer, München
Bilder aus 15 Jahren Rückblick sind im nächsten Teil beizufügen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde und Wegbegleiter,
heute stehen wir zusammen, um das beeindruckende Lebenswerk einer Frau zu würdigen, deren Leidenschaft, Hingabe und künstlerische Ausdruckskraft uns alle berührt haben: Gertraud Sailer.
Seit ihrer Geburt gehörlos, aufgewachsen in Thüringen bei Gotha, hat Gertraud nicht nur ihre eigene Lebensgeschichte geprägt, sondern auch die Welt der Kunst auf einzigartige Weise bereichert. Seit 1975 ist sie verheiratet, Mutter von zwei erwachsenen Kindern und stolze Großmutter von vier Enkelkindern. Doch es ist nicht nur ihre Rolle als Mutter und Großmutter, die sie auszeichnet, sondern vor allem ihr unermüdlicher künstlerischer Weg, der sie durch viele Höhen und Herausforderungen geführt hat.
Gertraud Sailers künstlerische Reise begann 1997 mit den Gebärdenliedauftritten in einem einzigartigen Projekt, das sie gemeinsam mit zwei gehörlosen Frauen ins Leben rief: „LOT“ – „Laut ohne Ton“. Eine Symbiose aus Tanz und Gebärdenpoesie, die von der emotionalen Kraft der Gebärdensprache lebt und uns zeigt, wie tief und vielschichtig Kommunikation und Ausdruck sein können. Ihre Auftritte bei Vereins-, Verbands- und Privatveranstaltungen waren nicht nur ein Fest der Sinne, sondern auch ein klarer Ausdruck ihrer künstlerischen Vision.
Im Jahr 1998 fand sie ihren Einstieg in das Tanz-Theater-Ensemble „FORTUNA“, unter der Leitung von Alexandra Feil. Diese einzigartige Truppe, die sowohl gehörlose als auch hörende Mitglieder vereinte, bot Gertraud die Möglichkeit, sich in der Welt des Tanzes und Theaters auszudrücken. Besonders beeindruckend war ihre Mitwirkung an Shakespeare-Stücken, in denen sie in der Mischung aus Sprache und Gebärdensprache eine neue Dimension des künstlerischen Ausdrucks schuf. Als Hexe in „Faust“ und als Amme in „Romeo & Julia“ zeigte sie, wie kraftvoll Gebärde und Schauspiel miteinander verschmelzen können.
1999 stand Gertraud dann zum ersten Mal auf der Bühne des Deutschen Gehörlosen-Theaters, berufen von Regisseur Harald Siebler und dem künstlerischen Leiter Thomas Zander. In der Doppelrolle der Maude und Mrs. Chasen in „Harold & Maude“ gab sie ihr Debüt als Schauspielerin und beeindruckte mit ihrer Fähigkeit, zwei völlig unterschiedliche Charaktere lebendig zu machen. Diese Doppelrolle öffnete für sie die Türen zu weiteren künstlerischen Höhen.
Mit ihren Rollen in zahlreichen Theaterstücken – sei es in „George Dandin“, „Elektra“ oder „Moral“ – zeigte Gertraud immer wieder ihr unglaubliches Talent und ihre Wandlungsfähigkeit. Sie verkörperte die unterschiedlichsten Figuren, stets mit einer Leidenschaft und Tiefe, die das Publikum in den Bann zog. Als Klytaimnestra in „Elektra“, als Frau Segelmann in „Beatrix von der hohen Wacht“ oder als Mutter in „Bluthochzeit“ – in jedem dieser Stücke brachte sie ihre eigene, unverwechselbare Note ein und ließ die Zuschauer die Welt der Charaktere auf eine ganz besondere Weise erleben.
Gertraud blieb nie stehen, sie wagte immer wieder Neues. 2012 etwa brillierte sie als Stewardess in „Aniara“ unter der Regie von Juho Saarinen und 2014 zeigte sie ihre Vielseitigkeit in „Alice im Wunderland“, in dem sie gleich mehrere Rollen – darunter den Hutmacher und den Märzhase – verkörperte. Ihre Fähigkeit, in so unterschiedlichen Charakteren zu glänzen, macht sie zu einer wahren Meisterin ihres Handwerks.
Es waren nicht nur ihre schauspielerischen Fähigkeiten, die sie auszeichneten. Auch ihre Arbeiten in „Farm der Tiere“, „Holy World“ und „Hameln“ machten sie zu einer der führenden Figuren im Deutschen Gehörlosen-Theater. Und sie wurde für ihre außergewöhnliche Leistung geehrt, unter anderem mit dem DeGeTh-Gruppenpreis.
Gertraud Sailers Kunst ist weit mehr als bloße Darbietung. Sie ist ein lebendiger Ausdruck von Emotion, von Schmerz, Freude und tiefer Menschlichkeit. Sie hat uns gezeigt, dass Sprache weit über Worte hinausgeht – sie lebt in der Gebärde, im Tanz, im Blick, in der Bewegung. Ihre Kunst öffnet Herzen, baut Brücken und verbindet Menschen auf eine Weise, die keine Worte zu fassen vermögen.
Gertraud, wir danken dir für all das, was du uns gegeben hast. Für deine Leidenschaft, für deine Hingabe und für deine Kunst, die nicht nur gehörlose Menschen, sondern alle, die das Privileg hatten, dich auf der Bühne zu erleben, tief berührt hat. Du hast uns gezeigt, was es heißt, mit allem, was man ist, zu leben und zu lieben. Deine Kunst wird in unseren Herzen weiterleben, und wir sind stolz, dich in unserer Mitte zu wissen.
Danke, Gertraud!
Laufbahn von Gertraud Sailer in PDF-Datei
geschrieben von Fanclub Traudel
FANklub
Christian Schönbeck, München
Sabine Breitenberger, Schwabhausen
Irmi Schönbeck, München
Kilian Knörzer, Berlin
Franz Richter, Ismaning
Erhard Müller, Erfurt
Albert Sailer, Vilsbiburg
Werner Collet, Rülzheim
Maria Sailer, Vilsbiburg
Marina Kraus, Saalfeld
Heike Tischer, Bad Liebenstein
Erika Beyer, Weimar
Susanna Weber, Ebersberg
Jörg Beyer, Weimar
Rolf Nehrke; München
Johann Weingart, Hamburg
Herbert Nagel, München
Antje Hebst, Rostock
Christo Sailer, Berlin
Melanie Schroeer, Erlangen
Saby Schroeer, Erlangen
Käthi & Jean-Pierre George, Bremen
Roland Bühringer, Halle
Monika Seipke, Hamm
Hans-Jürgen Seipke, Hamm
Nadine Höchtl, München
Nico Brettschneider, München
Juro Saarinnen, München
Doris Scherer, München